Kathrins Märchenstunde – „Prinzessin Klitzeklein geht auf den Jahrmarkt“

Es war einmal eine Prinzessin, die hieß Klitzeklein. Warum sie so hieß, war jedem klar, der sie sah – sie war nämlich klitzeklein, etwa so groß wie ein Daumen. Das konnte sich keiner erklären, denn ihre Eltern, der König und die Königin, waren von ganz normaler Größe.

Außerdem besaß die Prinzessin eine Schildkröte, die hieß Schildi. Und dieses Tier war ihre beste Freundin. Da die Prinzessin die Sprache der Tiere verstand, konnte sie sich mit ihnen allen unterhalten und viele tolle Abenteuer erleben.

Eines Tages war die kleine Prinzessin wieder mal im Garten unterwegs. Ihre Mutter, die Königin, hatte ihr einen kleinen Sattel genäht und so konnte sie auf ihrer Schildi reiten.

„Was für ein herrlicher Tag, lass uns einen Ausflug zu den großen Blumenbeeten im Garten machen“, schlug Klitzeklein ihrer Schildi vor.

„Dort können wir ein schönes Picknick zu uns nehmen. Und du findest bestimmt ein paar Blätter, die dir so gut schmecken.“

So zogen sie los mit einem Korb voller leckerer Sachen zum Essen.

Als sie beim Blumenbeet ankamen, hörte Klitzeklein laute, fröhliche Musik, Stimmen und Gelächter. Schildi entdeckte ein paar unbekannte Blumen und stürzte sich mit Heißhunger auf deren Blätter. Die Prinzessin aber war neugierig und wollte wissen, woher diese freundlichen Geräusche kamen, die dort hinter der Hecke erklangen.

Also ließ sie den Korb einfach liegen und ging hinter die Hecke. Dort erblickte sie einen Jahrmarkt mit vielen bunten Ständen, Fahrgeschäften und Buden.

„Schildi, schau dir das mal an! Der Jahrmarkt ist in unserer Stadt.“

Aber die Schildkröte sah nur kurz auf und widmete sich dann wieder ihren köstlichen Blättern: „Geh du nur hinüber, ich futtere hier noch ein wenig und warte auf Dich.“

Während Klitzeklein über den Jahrmarkt schlenderte, wurde sie von vielen Leuten ihres Volkes gegrüßt, die die kleine Prinzessin erkannten. Da entdeckte sie ein Karussell mit vielen Stangenpferden. Sie liebte es, auf ihrer Schildi zu reiten und so wollte sie gerne auch auf ein Pferd steigen, jedenfalls zuerst einmal auf ein Karussellpferd. Sie kaufte sich eine Karte und suchte sich ein kleines, braunes Pony für die Fahrt aus.

Kaum ging es los, da sprach das Holzpferd zu ihr: „Mir reicht es jetzt, den ganzen Tag nur im Kreis herum zu fahren und Kinder zu tragen – das ist langweilig. Ich gehe!“

Klitzeklein verstand im ersten Moment gar nicht, was das Karussellpferd wollte; da verließ dieses das Drehgestell und trabte davon in Richtung der Stadt.

Die Leute blieben am Rand stehen und schauten verdutzt auf die Prinzessin und das Pferd. Keiner konnte sich erklären, was hier gerade passierte. Das Holztier genoss sichtlich diese Blicke und stolzierte den langen Gang des Jahrmarktes hinunter. Als der Weg aber immer steiniger wurde, da taten ihm auf einmal die Hufe weh und es fing an zu jammern.

„Weißt du was? Wir gehen zu unserem Hofschmied. Der soll dir ein paar Hufeisen anpassen. Dann kannst du damit nachts durch die Lande galoppieren und musst nicht im Karussell stehen. Dafür gehst du aber bitte in deine Position im Karussell zurück und bist tagsüber für die Kinder da, sonst sind diese ganz traurig,“ beruhigte die Prinzessin den kleinen Gaul.

So ritten sie zum Schmied, den Klitzeklein gut kannte, denn er war verantwortlich für die Pferde der königlichen Kutsche. Auch er war erstaunt über die Bitte der Prinzessin nach Hufeisen für ein Holzpferd aus dem Karussell. Aber er erfüllte den Wunsch und so ritten Klitzeklein und das Pferd zurück zum Jahrmarkt.

Das Pony nahm seine Position im Karussell wieder ein und sofort bildete sich eine lange Schlange von Kindern, die alle auf diesem Pferd ihre Runde fahren wollten. Vielleicht erhofften sie sich auch solch einen Ausritt, wie Klitzeklein ihn gerade erlebt hatte.

Auf dem Rückweg kaufte sich die Prinzessin noch eine große Zuckerwatte, dann kroch sie durch die Hecke zurück in den Schlossgarten, wo Schildi gewartet hatte. Gemeinsam gingen sie zum Schloss zurück.

Der König strahlte, als seine glückliche Tochter ihm beim Abendessen von ihrem Abenteuer erzählte.

„Das war toll von dir, ich bin stolz auf Dich, meine Tochter. Wenn es in unserer Macht steht, dann wollen wir immer wieder den Menschen und Tieren in unserem Reich Freude machen.“

Klitzeklein war schon sehr müde, deshalb verschwand sie anschließend schnell in ihrem kleinen Zimmer.

Als sie in der Nacht aufwachte, da nahm sie Hufgetrappel aus dem Schlossgarten wahr und hörte ein leises Wiehern. Da wusste sie, dass dieser Tag auf dem Jahrmarkt nicht nur ein Traum in einem Märchen gewesen war und schlief schnell wieder ein.

Von Kathrin, 5d