Social Media und Perfektion

Wenn man durch Snapchat, TikTok oder Instagram scrollt, macht es den Anschein, als lebten alle in „perfekten“ Leben. Perfekte Klamotten, perfekte Momente, perfekte Fotos unter Freundesgruppen, immer mit der besten Musik im Hintergrund. Immer sieht das Leben der anderen schöner aus als das eigene. Doch wieso ist das so? Wieso sieht das Leben nicht so aus? Nicht so perfekt?

Viele posten nicht einfach nur, was gerade passiert, sondern nur etwas „Perfektes“. Niemand zeigt den Teller vom Frühstück, nachdem alles verschmiert ist. Sondern den „perfekten“ Teller vom Frühstück. Warum? Weil niemand wirklich das echte, ungeschönte Leben sehen will – und zeigen schon gar nicht. Social Media geht es darum, einen Moment einzufangen – aber nicht irgendeinen Moment, sondern nur einen kleinen, ausgesuchten. Einen perfekten. Der Hochzeitsantrag, der Urlaub, das Geburtstagsfest. Und nichts bringt uns so sehr durcheinander, wie der Vergleich mit anderen.

Ein aufgeräumtes Zimmer, ein fröhliches Gesicht, ein cooler Outfit oder ein reichhaltiges Frühstück – alles das sieht man online. Das echte Leben, das verschwitzte, das chaotische, das unordentliche und chaotische bleibt verborgen. Deshalb verschwindet die Realität und das echte unordentliche, natürliche Leben. Deshalb verschwimmen die Unterschiede zwischen echten und geschönten Momenten, echten und gefilterten, geschliffenen Videos – je ästhetischer desto besser. Deshalb lässt sich das „echte“ Leben immer schwerer erkennen.

Doch genau das ist das Problem: Wenn man immer nur Perfektes sieht, fängt man an zu glauben, dass das die Realität ist. Und dann fühlt man sich selbst unzureichend. Wenn man online nur lächelnde Gesichter sieht, denkt man, alle anderen sind glücklicher. Das kann Druck machen – und zwar enormen Druck.

Deshalb versuche ich, mir immer wieder bewusst zu machen, dass niemand perfekt ist. Ich selbst bin auch nicht perfekt, und das ist okay. Ich darf Fehler machen, traurig sein, unordentlich leben. Denn am Ende zählt nicht, wie perfekt man scheint, sondern wie ehrlich man ist. Ich will wirklich ich selbst sein – nicht eine Version, die anderen gefällt. Denn ich will, dass alle wissen und verstehen: Echt sein sollte wichtiger als perfekt sein.