„Monolog zu Jugendproblemen“ – von Samira, 8a

Familie

Was ist das für eine Familie?

Was ist das für eine Familie, die glaubt, mir sagen zu können, was ich tun soll?

Was ist das für eine Familie, die mich einsperrt, wenn ich grad mal nicht ihren Idealen entspreche?

Natürlich.

Natürlich!

Natürlich, Herr Vater!

Natürlich, Frau Mutter!

Ich hab nicht auf euch gehört.

Ich hab euch ignoriert.

Oh, könnte ich euch doch immer noch ignorieren!

Aber dafür sorgt ihr, dass ich euch sehe.

Natürlich!

Ich soll mich entschuldigen.

Entschuldigen!

Warum ich?!

Ich hab doch nichts gemacht!

Hab doch nur mal das Wort Freiheit verstehen wollen.

Ohne euch.

Ohne besserwisserische Worte ohne

Wir haben´s dir doch gesagt!

Ich hab doch nur mal diese Welt verstehen wollen.

Ohne dass jemand neben mir steht ohne

Gib mir mal ich zeig dir wie man´s richtig macht!

Ich hab doch nur mal loslassen wollen.

Mitten in der Nacht.

Mitten in einem Meer aus bunten Neonröhren und zu knalligen Werbeslogans.

Leuchtende Sterne über uns.

Leuchtende Kristalle in seiner Hand.

Geweitete Augen.

Laute Musik.

Sich windende Körper.

Tanzend. Schlängelnd.

Hauptsache in Bewegung.

Hauptsache in Bewegung zu einer Melodie, die in diesem Moment bedeutungslos ist.

Aber jetzt hat das alles eine Bedeutung.

Weil ihr findet, dass das nicht erwachsen ist.

Dass es verantwortungslos ist.

Rücksichtslos. Dumm. Idiotisch.

Weil ihr findet, dass ich endlich erwachsen werden soll.

Verantwortung übernehmen soll.

Mich nicht prügeln soll.

Und, Gott verdammt, nicht so nach Hause kommen soll.

Das blaue Licht.

Die laute Sirenen.

Ich erinnere mich noch gut an die vielen Stimmen.

Ich konnte sie gar nicht alle zuordnen.

Ich sah noch die leuchtenden Sterne über uns.

Aber, verdammt nochmal, ich kann selbst entscheiden, was richtig ist.

Vielleicht nicht ganz, vielleicht nicht immer ganz, was richtig ist.

Aber was wichtig ist, notwendig!

Was ich halt einfach mal brauche!

Und jetzt sitzt ich hier, eingesperrt.

Eingesperrt!

Eingesperrt wie ein verdammter Schwerverbrecher!

Ich geb´s ja zu, erwachsen war ´s nicht.

Das weiß ich auch ohne eure wütenden Stimmen.

Ohne euer endloses Schreien ohne

Jetzt denk doch einmal an uns!

Wie wir damit dastehen!

Aber ihr versteht das nicht.

Gebt euch nicht mal Mühe!

Gebt euch nicht mal Mühe, mich zu verstehen!

Stattdessen brüllt ihr mich an.

Stattdessen schreit ihr, wie dumm ich bin.

Kindisch. Egoistisch. Sorglos.

Anstatt sich mal zu fragen, wie´s mir damit geht.

Anstatt sich mal in mich hineinzuversetzen.

Aber okay.

Ist schon okay so.

Dann werd ich eben hier sitzen.

Bis ihr findet, dass ich lang genug eingesessen hab.

Bis ich alt genug bin.

Solange werd ich warten.

Werd vorsichtig sein, wenn ich nach den Sternen greife.

Werd euch so gut es geht aus dem Weg gehen.

Aber immer freundlich sein zu euch.

Immer schön eure dummen Fragen beantworten.

Ja, mir geht es gut.

Ja, Schule war okay heute.

Ja, das Essen ist sehr lecker, Mama.

Ja, Ja, Ja