Ist E-Sport ein richtiger Sport?

Seit einigen Jahren begeistert eine neue Sportart Millionen von Menschen. Die Rede ist von E-Sport. Ein sehr kontroverses Thema, bei dem die Gesellschaft zwiegespalten ist, ob es wirklich als Sportart gezählt werden kann. Für die Einen ein zu bestaunendes Spektakel mit motorischen Fähigkeiten der Höchstklasse, für die Anderen ein paar Wichtigtuer, die gerne zocken. Aber kann man diese Frage wirklich so einfach in eine Schublade packen oder ist das Thema weiter aufzufächern?

Beginnen wir mit dem offensichtlichsten Faktor: E-Sport hat nur wenig mit dem traditionellen Bild von Sportlern zu tun, die sich durchtrainiert auf ein Feld stellen und unter körperlichen Bestleistungen versuchen, Sieger in ihrer jeweiligen Sportart zu werden. Es stimmt, als E-Sportler hält sich die Bewegung in Grenzen. Man sitzt normalerweise an einem PC, bewegt für gewöhnlich nur seine Maus und tippt auf seiner Tastatur. Manche E-Sport-Turniere finden auch nicht in einer großen Halle mit tausenden tobenden Fans vor Ort statt sondern lediglich per Live-Stream, sodass man sich gemütlich in den Polstern seiner Couch zurücklehnen kann. Ich selbst beteilige mich erst seit Kurzem an E-Sport und habe schon an kleineren, unwichtigen Turnieren teilgenommen, wo der Ablauf so ähnlich war. Zurücklehnen, entspannt und dabei zusehen, wie dein Gegner dich fertigmacht. Man braucht für E-Sport also doch etwas Talent. Dadurch schwingt aber auch das weit verbreitete Image von „Zockern“ mit. Teenager die das Tageslicht scheuen und Angst haben, Gras zu berühren, sich deswegen also Stunden lang in ihrem dunklen Zimmer einsperren, um ihre Freunde online zu treffen. Zugegeben ist auch dieses Bild bestimmt nicht komplett falsch. Ich selbst kenne das auch, dass man manchmal Stunden an seinem Laptop sitzt, mit ein paar Dosen Cola und über Plattformen wie Discord mit seinen Freunden kommuniziert, während man Minecraft oder andere Online-Spiele spielt. Allerdings sind richtige E-Sport-Matches wenig mit solchen Bildern zu vergleichen. Denn gerade für typische E-Sport-Wettbewerbe als First-Person-Shooter (FPS), Echtzeit-Strategie-Spiele oder Massive-Online-Roleplays muss man auch sehr fit sein. Vielleicht nicht unbedingt körperlich, aber definitiv geistig. In Shootern, wo man sich auf einer großen Map mit vielen Gegnern aufhält, braucht man eine extreme gute Reaktionszeit sowie Hand-Auge-Koordination, um seine Gegner ausschalten zu können, bevor sie es mit einem tun. Denn Online-Spiele sind gnadenlos, vor allem auf einem solchen Level.

Wenn wir beim Beispiel der Shooter bleiben, ist auch Logik und Taktik essentiell. Man muss sich geschickt fortbewegen, um einerseits am Leben zu bleiben und andererseits die anderen Teams zu überrumpeln und auszuschalten. Nicht zu vergessen ist also auch Teamfähigkeit, Kommunikation und Vertrauen, denn nur als Team kann man gewinnen. Das sieht man ja auch, wenn man sich tatsächlich einmal ein E-Sport-Match ansieht. Es sitzen mehrere Spieler jeweils an einem PC mit großen Headsets und starren konzentriert auf ihre Bildschirme. Es findet ständige Kommunikation statt und es werden die vorher eingeübten Strategien besprochen und ausgeführt. Der gemeinsame Teamgeist ist also extrem wichtig, um als Team voranzukommen sowie ein gegenseitiges Vertrauen, das die jeweiligen motorischen Fähigkeiten umschließt. Und das ist es auch, was die Menschen so daran fasziniert.

Zusätzlich kann man sich vielleicht manchmal mit einem E-Sportler besser identifizieren als mit einem Profi-Fußballer. Gaming ist eben auch schon seit einigen Jahren fester Bestandteil von unserer Gesellschaft, vor allem der jüngeren, was auch die Statistik von YouGov zeigt. Diese besagt nämlich, dass 66% der Menschen, die E-Sport aktiv verfolgen, im Altersbereich von 18 – 39 liegen. Übrigens genau die Zeitspanne als Nintendo seinen ersten NES veröffentlicht hat, der mit seinen Spieleklassikern wie „The Legend of Zelda“ oder natürlich dem „Super Mario Franchise“ sofort zu einem Erfolg wurde. Vielleicht ein Zufall, vielleicht der Anfang, wie Videospiele weltweit an Beliebtheit gewinnen konnten! Na gut, vielleicht auch nur ein Grund von vielen, wie Videospiele groß wurden. Das Ganze begann schließlich nicht mit Nintendo alleine. Um genau zu sein, gab es die ersten „E-Sport“-Turniere schon 1970, wo man beispielsweise das Computerspiel „Spacewar“ spielte, in welchem es darum geht, in einem 2-D Spiel, das im All spielt, als Raumschiff Kometen oder andere Objekte abzuschießen. So gewannen Videospiele also mit den Jahren an Beliebtheit, sodass inzwischen auch Firmen wie Epic Games, Riot Games, EA, Supercell und viele mehr Spiele veröffentlichten, durch die wir heute die E-Sport Turniere genießen können, wie wir sie kennen. Durch seine Lange Geschichte verbindet Gaming also auch ein Stück weit – auch deshalb, weil E-Sport-Turniere teilweise länderübergreifend stattfinden. Teams aus verschiedenen Ländern treten also gegeneinander an, um den Sieg für ihr Land zu holen. Also eigentlich wie andere Sportarten auch.

Und alleine von außen betrachtet gibt es einige Dinge, die E-Sport mit anderen Sportarten verbindet. Genau wie ein Profi-Fußballer können hochgestellte E -Sportler ebenfalls ihren Lebensunterhalt alleine durch ihre Sportart finanzieren. Und wo wir gerade beim Finanzieren sind: auch E-Sport hat das Potential einen wirtschaftlichen Aufschwung zu garantieren. Nicht nur durch beispielsweise Tickets für die verschiedenen Turniere, sondern auch durch Kooperationen und Werbung für verschiedene Produkte, wahlweise eher Artikel wie Tastaturen, Mäuse, Headsets oder sogar PCs, die schon während des Turniers unterschwellig beworben werden können, wenn die Gamer darauf zocken.

Natürlich aber auch die Videospiele selbst, die genauso eine sehr hohe Einnahmequelle sind. Zocken ist nunmal ein teures Hobby und wenn man marketingtechnisch eine Strategie diesbezüglich aufbaut, kann die E-Sportszene wirtschaftlich stark einsteigen. Und dass es funktioniert, sieht man ja jetzt schon. Natürlich inspiriert E-Sport auch einige Leute, die dann eher dazu geneigt sind, ihr eigenes Equipment aufzustocken, um besser im Zocken zu werden oder es überhaupt mal auszuprobieren.

Deswegen lässt sich für mich zurückblickend sagen, dass durchaus darüber nachgedacht werden sollte, wie lange man der Definition des deutschen Olympischen Sportbundes noch nachgeben möchte, bis man sich entscheidet, E-Sport zu einer wahrhaftigen Sportart zu ernennen. Nicht nur wegen den herausragenden motorischen Fähigkeiten, die man als E-Sportler besitzen muss sondern auch dem tiefgreifenden Teamgeist. Zusätzliche fasziniert E-Sport weltweit Millionen von Menschen und nicht zu vergessen: Geld regiert die Welt, oder? Wieso sollte man sich so eine Gelegenheit also entgehen lassen?

Ich hoffe, dass ich mit meinen Punkten entweder Leute überzeugen oder in ihrem Denken bestärken konnte, dass E-Sport eine echte Sportart werden sollte. Außerdem habe ich mit meiner Argumentation hoffentlich bewirkt, das Image von Zockern oder zumindest E-Sport weitestgehend aufzuwerten. 😉

Elena M.